Wissenswertes rund ums Islandpferd

Hier sind verschiedenene Themen rund ums Islandpferd dargestellt. Es fällt uns immer wieder auf, wie viele Unsicherheiten es bei den verschiedensten Themen zum Islandpferd gibt. Es gibt eine Vielzahl an Fachliteratur, aber da das wichtigste bzw. den Überblick zu behalten ist manchmal sehr schwierig. Daher werden auf dieser Seite ausgewählte Themen rund ums Islandpferd kurz und verständlich dargestellt.


Haltung

Offenstall


Bei der Haltung von Islandpferden ist die Haltung im Offenstall eine der am häufigsten gewählten Formen. Doch was verbirgt sich hinter dem Konzept Offenstall?

Ein Offenstall liegt bereits vor, wenn ein an drei Seiten geschlossenes Gebäude vorhanden ist und die Pferde ohne Hindernisse rein und raus gehen können. Dies ist die einfachste und traditionellste Form der Gruppenauslaufhaltung.

An den Offenstall grenzt typischerweise ein Paddock an, der von den Pferden jederzeit aufgesucht werden kann. Dabei bietet der Offenstall Schutz vor Hitze, Nässe, Wind oder Insekten für die Pferde Schutz. Der Offenstall sollte eine Höhe von 2-3 m haben (mind. doppelte Widerristhöhe) und sich in der Größe nach der Anzahl der Pferde richten. Für zwei Islandpferde beträgt der Flächenbedarf mindestens 10 m².

Der Offenstall sollte aus Baumaterialien bestehen, die hitzeabweisend und stabil sind (z.B. Holz oder Stein) bzw. frei von scharfen Kanten, zugespitzten Stellen oder hervorstehenden Materialien (z.B. Nägel, Schrauben, etc.).

Der Stallboden kann mit den verschiedensten Untergründen aufgebaut sein. Es ist aber zu beachten, dass bei Nutzung von z.B. festen wasserundurchlässigen Bodenbelägen (z.B. Pflaster oder Beton) stets ein Gefälle vorhanden sein sollte, um Staunässe zu vermeiden.

Futterstellen werden dabei im Freien oder im Stall vorgesehen. Wichtig ist hierbei, dass der Futterplatz für jedes Pferd zugänglich ist und insbesondere eine bodennahe Futteraufnahme gewährleistet wird. Bodennahe Fütterung ist die natürlichste Form der Futteraufnahme des Pferdes (s. A. Blog-Beitrag Raufutter).

Quellen:

Islandpferde-Reiter- und Züchterverband e.V. (IPZV): Bemerkungen zur artgerechten Haltung von Islandpferden. IPZV, Bad Salzdetfurth 2009

Rostock, Andrea-Katharina; Feldmann, Walter: Islandpferde Reitlehre. Bad Honnef 2010.

Bender, Ingolf: Praxishandbuch Pferdehaltung. Kosmos Verlag, Stuttgart, 2004.

Schmidt, Romo: Pferde artgerecht halten. Müller Rüschlikon-Verlag, Stuttgart, 2011.

 


Futterversorgung

Raufutter und Beweidung

Das Islandpferd in Island geht meistens schon als Fohlen im ersten Lebenssommer mit der Mutter auf die Grasflächen ins Hochland oder lebt auf den großen Weideflächen rund um den Hof, wo sie sich das spärliche Futter mühsam zusammensuchen müssen. In seiner Heimat lebt das Islandpferd im Allgemeinen in den meisten Fällen völlig frei unter den natürlichen Bedingungen. Das Islandpferd hat sich im Laufe der Jahrhunderte dementsprechend zu einem guten Futterverwerter entwickelt.

Der „Dauerfresser“ Pferd war in der Steppe, welche als Ursprung unserer Pferdepopulation gilt, bei einem kargen, aber ballaststoffreichen Futterangebot bis zu 16 Stunden mit Grasen beschäftigt. In der Mongolei leben noch heute Pferdeherden in der weitläufigen Steppe als Haus- und Nutztiere der Steppennomaden ohne Zufütterung. Erwähnenswert ist auch, dass das mongolische Pferd mit dem Islandpferd genetisch verwandt ist.

Das Futterangebot in Deutschland ist für das Islandpferd eher viel zu üppig. Die Weiden und das Futter sind oftmals zu energiereich für diese Pferderasse. Erfahrene Züchter, wie der Isländer Skúli Steinsson (Vater von Magnús Skúlason, ehemaliger Trainer des Bundeskaders), sehen die Fütterung von Islandpferden mit Rundballensilage kritisch. Wenn erwachsene Islandpferde den ganzen Tag Zugang zu diesem Futter haben (24/7), nehmen sie zu viel an Gewicht zu. Sinnvoller erachtet er dabei eine Portionierung des Futters um Übergewicht entgegenzuwirken.

Aus anatomischer Sicht ist der Pferdemagen relativ klein und in Zusammenhang mit dem angeschlossenen langen Darmsystem auf eine kontinuierliche, pflanzliche, rohfaserhaltige Nahrungsaufnahme ausgerichtet. Um ein Sättigungsgefühl zu haben, muss ein Pferd daher am Tag mindestens 12 – 16 Stunden am Tag kauen können. Um eine störungsfrei funktionierende Verdauung zu gewährleisten muss dem Pferd ca. 1,5 kg Raufutter pro 100 kg Lebendgewicht des Pferdes auf den Tag verteilt, zur Verfügung stehen. Bei einem durchschnittlichen Gewicht von 350-400 kg bei einem Islandpferd, entspricht das einer täglichen Raufuttermenge von 5 kg – 6 kg am Tag. Die Pausen zwischen dem Fressen sollten nicht länger als 4-6 Stunden sein.

Aus diesem Grund sollte die Tagesration auf mehrere kleine Rationen aufgeteilt werden, damit die Pferde möglichst lange andauernd mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt sind. Mit dieser Fütterungsstrategie kann ein Sättigungsgefühl erreicht werden.

Den Pferden muss selbstverständlich jederzeit ausreichend sauberes und frisches Wasser zur Verfügung stehen.

Quellen:

Islandpferde-Reiter- und Züchterverband e.V. (IPZV): Bemerkungen zur artgerechten Haltung von Islandpferden. IPZV, Bad Salzdetfurth 2009.

Skúlason, Magnús: Islandpferdetraining mit Magnùs Skúlason. Kosmos Verlag, Stuttgart, 2008.

Rostock, Andrea-Katharina; Feldmann, Walter: Islandpferde Reitlehre. Bad Honnef 2010.

Bender, Ingolf: Praxishandbuch Pferdehaltung. Kosmos Verlag, Stuttgart, 2004.

Schmidt, Romo: Pferde artgerecht halten. Müller Rüschlikon-Verlag, Stuttgart, 2011.

 

Mineralfutter und Leckstein

Islandpferde stammen von der Vulkaninsel Island, der so gennannten Insel aus Feuer und Eis. Auf lavabedecktem Gestein bildet sich mit der Zeit eine dünne Bodenschicht, die locker, durchlässig und sehr mineralstoffreich ist. Diese Mineralstoffe werden von den Pflanzen aufgenommen und dann über das Futter an die Pferde entsprechend weitergegeben.

Als Strukturelemente und Stoffwechselregulatoren haben Mineralstoffe eine große Bedeutung für die Pferdegesundheit. Es werden dabei Mengenelemente (z.B. Natrium [Na], Chlor [Cl], Kalium [K], Kalzium [Ca], Magnesium [Mg], Phosphor [P]) und Spurenelemente (z.B. Eisen [Fe], Kupfer [Cu], Mangan [Mn], Zink [Zn], Jod [Id]) unterschieden. So dienen z.B. Magnesium und Kalzium dem Aufbau und dem Erhalt von Muskulatur. Eisen und Kupfer unterstützen beispielsweise die Bildung von Hämoglobin im Blut.

Die Mineralstoffvorkommen in Deutschland sind im Vergleich zu Island anders zusammengesetzt, sodass tendenziell die gespeicherten mineralischen Elemente im Weidegras bzw. dem Raufutter den täglichen Mineralstoffbedarf nicht genügend abdecken. Um dennoch eine ausreichende Versorgung des Islandpferdes zu gewährleisten, ist die zusätzliche Gabe von Mineralfutter erforderlich.

Bei Pferden mit fütterungsbedingten Mangelsymptomen ergeben sich sehr schnell z.B. Haut- und Fellprobleme oder Störungen des Immunsystems.

Durchweg haben Islandpferde einen erhöhten Bedarf an Natrium. Dieser Bedarf kann sehr einfach durch Salzlecksteine gedeckt werden.

Die Auswahl eines geeigneten Mineralfutters ist stets abhängig von Leistungsanforderung, Typ und allgemeinen Fütterungszustand des Pferdes. Daher sollte Mineralfutter innerhalb der empfohlenen Fütterungsempfehlung gegeben werden und nicht mit weiterer zusätzlicher Mineralisierung kombiniert werden. Es gilt auch hier der Grundsatz „Viel hilft nicht immer viel!“.

Quellen:

Islandpferde-Reiter- und Züchterverband e.V. (IPZV): Bemerkungen zur artgerechten Haltung von Islandpferden. IPZV, Bad Salzdetfurth 2009.

Rostock, Andrea-Katharina; Feldmann, Walter: Islandpferde Reitlehre. Bad Honnef 2010.

Bender, Ingolf: Praxishandbuch Pferdehaltung. Kosmos Verlag, Stuttgart, 2004.

Schmelzer, Angelika: Islandpferde. Eine kleine Isi-Kunde. Cadmos Verlag GmbH, Brunsbek, 2002.

Vulkane.net: Vulkane für Schüler. Fruchtbare vulkanische Böden. unter: http://www.vulkane.net/lernwelten/schueler/menschen2.html (Zugriff am 02.01.2019)

 


Umgang mit Pferden

Natural Horsemanship

Horsemanship kommt aus dem Englischen von „Horseman“ und steht für den Begriff Pferdemensch. Ursprünglich ist der Begriff in der Übersetzung eine Sammelbezeichnung für die Reitkunst im Allgemeinen.

Die heutige Definition beschreibt im Allgemeinen den Umgang mit dem Pferd. Der Umgang soll für das Pferd einen Sinn haben und basiert auf einer harmonischen Partnerschaft zwischen Menschen und Tieren bei der Bodenarbeit als auch beim Reiten.

Es gibt sehr viele bekannte Persönlichkeiten z.B. Buck Brannaman, Monty Roberts, Mark Rashid, Alfonso Aguilar oder Pat Parelli. Alle diese Persönlichkeiten verbindet die harmonische Partnerschaft zwischen Mensch und Tier. Die Kommunikation erfolgt durch die Körpersprache, wobei Respekt und Vertrauen wesentliche Elemente ihrer Arbeit sind.

Wichtig dabei sind der Einsatz von Methoden oder Hilfsmittel die das Pferd nicht überfordern sowie die Körpersprache des Pferdes zu verstehen und richtig zu deuten um mit dem Pferd zu kommunizieren.

Das nachfolgende Schaubild beschreibt einige der wesentlichen Eigenschaften dar, die bei der Arbeit beim Horsemanship beachtet werden sollten.

Ein Grundsatz ist auch „alles was vom Boden aus funktioniert, wird beim Reiten auf dem Pferd in aller Regel funktionieren“. Bei der Bodenarbeit ist es wichtig das die nachfolgenden Spielregeln eingehalten werden. Dann wird man in der Arbeit mit dem Pferd viele neue und tolle Momente erleben.

 

          Der Chef bestimmt den Abstand

          Eine Frage des Vertrauens

 

Quellen:

Buck Brannaman: Horseman aus Leidenschaft. Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 2013.

Mark Rashid: Dein Pferd – dein Partner: Wahrnehmen, leiten, vertrauen. Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2011.

Mark Rashid: Denn Pferde lügen nicht: Neue Wege zu einer vertrauten Mensch-Pferd-Beziehung. 2. Überarbeitete und erweiterte Ausgabe. Franck-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2011.

Monty Roberts: Die Sprache der Pferde. Bastei Lübbe Taschenbuch. 4. Auflage 2008.

Pat Parelli und Kathy Kadash: Natural Horse-Man-Ship. Kierdorf Verlag, 1995